Oft ist es ja so, dass im Gottesdienst der Priester nach dem Evangelium predigt und die Gemeinde ihm dabei zuhört. Und das ist ja auch gut: Die Priester und Pastoralreferenten im Verkündigungsdienst geben sich große Mühe, der Gemeinde etwas vom Evangelium nahe zu bringen. Nicht immer nehmen wir alles davon mit nach Hause, aber hoffentlich ist meistens ein guter Gedanke dabei, der uns anspricht.
„60 Sekunden Sonntag“ durchbricht diese Rollen von Redner und Zuhörer, in dem ein Aspekt ins Spiel gebracht wird, der manchmal in der Kirche etwas zu kurz kommt: Als getaufte Christen haben wir alle etwas zu sagen. Wenn wir einen Bibeltext lesen oder hören, kommen uns bestimmte Gedanken in den Sinn. Wir finden den Text ansprechend oder nicht; wir können damit mal mehr anfangen oder mal weniger; er sagt uns etwas oder manchmal auch nichts.
Wir alle haben etwas zu sagen. Das kann man theologisch begründen mit dem allgemeinen Taufpriestertum. Die Verkündigung ist Grundaufgabe der Kirche und damit von uns allen: „Martyria“ heißt übersetzt „Zeugnis geben“ und die Beiträge bei „60 Sekunden Sonntag“ sind nicht anderes als kleine Glaubenszeugnisse.
Oder, einfach gesagt: Wir alle haben unsere eigene Geschichte mit Gott. An unseren Erlebnissen mit der Kirche, mit Gott, mit dem Schrifttext können andere vielleicht andocken und sich dort wiederfinden. Das schafft Gemeinsames.
Glaube ist in den letzten Jahrzehnten mehr und mehr ein Tabuthema geworden. Für viele gehört es ins Private. „Darüber spricht man nicht.“ Dabei wollen wir doch nicht schweigen von der Hoffnung, die wir haben (Apg 4,20).
Das Evangelium des Sonntags hat eine Botschaft, die für uns von Bedeutung ist. Es will in unsere Lebenswirklichkeit und in unseren Alltag hineinsprechen. Da, wo sich das Evangelium und mein Leben begegnen, kann die Heilige Schrift relevant werden. So ist Gott in seinem Wort lebendig unter uns.
„Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt!“ (1 Petr 3,15)